Haare "mechanisch" reinigen

Auch Bürsten ist bereits eine Haarreinigung - sogar mit gleichzeitiger Pflege bei richtigen Werkzeug. Eine gute Naturborsten-Bürste befreit Haar und Kopfhaut von Staub, Schmutz und überschüssigem Fett, was in den Längen wiederum vor Austrocknung schützt.

Das "gesündeste" Waschen ist das Waschen mit klarem Wasser, da keinerlei Substanz verwendet wird und alle natürlichen (Schutz-)stoffe erhalten bleiben. Dazu spült, bewegt und massiert man das Haar unter dem Wasserstrahl ähnlich wie bei der Haarwäsche, nur ohne Produkt. Auch Wasser hat bereits eine reinigende Wirkung. Wer diese Methode und dazu das Haarebürsten praktiziert, wird mit sauberem, gesundem und glänzendem (nicht fettigem!) Haar belohnt. Es braucht allerdings eine Weile der Umstellung, wenn vorher regelmäßig mit Shampoo gewaschen wurde. Das Waschen mit Shampoo ist nämlich immer Stress für die Kopfhaut, die daraufhin vermehrt Fette produziert, um der Austrocknung und dem Wegwaschen der natürlichen Schutzbarriere entgegenzuwirken. Produktablagerungen tun ihr Übriges. Keine Produkte = kein Problem. Zugegeben eignet sich diese Methode in unserer modernen Zeit nicht für jeden.

Mit Erde waschen

Wem das Waschen nur mit Wasser also zuwenig ist, der mag eine mechanische Reinigung mit Ghassoul oder Rhassoul, auch genannt Lavaerde (von "lavare" = waschen) oder Wascherde versuchen. Bei einer Wäsche dieser Art wird kein austrocknendes und umweltbelastendes Tensid eingesetzt, sondern ein Naturprodukt mit sehr praktischen Eigenschaften: das Haar wird sauber, weil die fein vermahlenen Erden Fett aufnehmen und Schmutz anlösen. Die Erde wird mit Wasser zu einem auftragefähigen Brei vermischt und auf die Kopfhaut gegeben, etwas einmassiert und nach ca. 15 min wieder gründlich ausgespült. Es ist eine hervorragende Methode für feine und kürzere Haare, etwas mehr Volumen zu erreichen. Lange Haare müssen sehr gründlich gespült werden, da das feine Pulver sonst in den Längen verbleibt. Empfehlenswert ist es, längere Haare mit Apfelessig und Wasser nachzuspülen. Lavaerde eignet sich nur für ungefärbte Haare, denn eingebrachte Haarfarben (auch pflanzliche) lösen sich bei dieser Waschmethode schneller aus dem Haar.

Es ist auch möglich, das Haar mit Roggenmehl oder Natron (nicht Soda) zu reinigen. Damit habe ich bisher jedoch keine eigenen Erfahrungen gemacht.


Bild: Gerhard G.  Pixabay
Bild: Gerhard G. Pixabay

...wir sind das einzige Lebewesen, das auf die abstruse Idee gekommen ist, sein Fell, Flaum, Borste, Haar oder Federkleid mit Shampoo zu waschen. Dabei haben wir weit weniger Haare als die meisten anderen Landlebewesen. Ich rede nicht von einer vernachlässigten Körperpflege. Nur natürlich reinigen Tiere ihr Fell - ob sie sich im Erdloch suhlen, im Sand wälzen (was einer Reinigung mit Lavaerde bzw. Roggenmehl entspräche), ein Wasserbad nehmen (Waschen mit klarem Wasser), oder sich putzen (bürsten). Doch keines der Tiere wäscht sich mit seiner Körperpflege den eigenen, naturgegebenen Schutz weg. So was Kurioses machen nur Menschen... und kneten danach ein Produkt aus Erdöl ins Haar.


Bei den folgenden Waschmitteln (und grundsätzlich) gehe ich immer von zertifizierter (oder selbstgemachte) Naturkosmetik aus. Etwas anderes würde ich nicht verwenden. Die üblichen konventionellen Produkte enthalten zu viele schädliche Stoffe, die in der Naturkosmetik aus gutem Grund nicht zugelassen sind. Doch auch im Naturbereich findet sich manch unerwünschter Inhaltsstoff, so bleibt es einem auch hier nicht erspart, sich mit der Zutatenliste zu befassen.

Haarseife

Eine weitere einigermaßen umweltfreundliche und noch relativ schonende Methode ist die Haarwäsche mit Haarseife auf Olivenölbasis. Darauf achten, dass kein Palmöl enthalten ist - es sind schon zu viele Urwälder für Ölpalmenmonokulturen gerodet und es gibt bessere Alternativen, wie z.B. syrische Aleppo-Seifen. Vorteile einer Haarseife: keine Plastikverpackung nötig, kommt mit sehr wenig Inhaltsstoffen aus, keine Filmbildner, Weichmacher und Glycerine zugesetzt (die Schmutz und Fett anziehen, somit das Haar meist schneller gewaschen wird). Nach sehr kurzer Umgewöhnung ist die Anwendung von Haarseife meine derzeit beliebteste Waschmethode geworden. Sie ist ergiebig, das Haar fühlt sich sauber und gepflegt an und sieht gut aus. Man kann ein kleines Stück Seife mit dem Messer abschneiden, so bleibt der Großteil immer trocken und sauber. Die Seife wird mit etwas Wasser direkt im nassen Haar aufgeschäumt und verteilt. Man kann auch Seife und Wasser in der Hand aufschäumen, ich finde ersteres einfacher. Besonders langes Haar kann durch manche Seifen etwas "stumpf" werden, deshalb das Haar unbedingt sehr gut ausspülen und anschließend mit einer Apfelessig-Wasser Mischung spülen: einen kleinen Schubs Apfelessig (ca. 1 Esslöffel) in 1/2 Liter Wasser mischen, im Haar verteilen und ausspülen. Ich nehme dazu eine alte, gesäuberte Agaven-Dicksaft Flasche. 

Auch aus der Pflanze "Saponaria officinalis", dem Seifenkraut, lässt sich ein Waschsud herstellen, um damit Haare zu waschen. Die ganze Pflanze soll dafür 10 min. in Wasser kochen. Ich habe diese Methode nicht versucht.

Shampoo

Das mit dem Shampoo ist schon bemerkenswert: diese Erfindung gibt es erst seit ca. 100 Jahren, anfangs als Pulver erhältlich, und in der uns bekannten Form - flüssig in einer Plastikflasche - gibt es das seit ca. 60 Jahren. Wer kann sich heute vorstellen, kein Shampoo zu benutzen? Nicht allzu viele, bis auf ein paar Yogis, Ökos, Lehrer oder Menschen ohne Dusche. Wenn Shampoo das Waschmittel Deiner Wahl ist, achte unbedingt darauf, dass es kein "Laureth" oder "Lauryl" Tensid enthält (z.B. Sodium Lauryl Sulfate). Es steht gleich an erster oder zweiter Position auf der Liste der Inhaltsstoffe. Ein Zuckertensid (z.B. Coco-Glucoside)ist weniger aggressiv und zudem biologisch abbaubar. Shampoos enthalten sehr oft sehr viele unschöne Inhaltsstoffe. Die weniger gesundheits- und umweltbelastende Naturkosmetik zu verwenden sollte selbstverständlich sein.

Shampoos mit Glycerin besser meiden. Es wird zwar in der Naturkosmetik aus einem pflanzlichen Rohstoff gewonnen und ist ökologisch unbedenklich, hat aber die Eigenschaft, Schmutz und Fett anzuziehen, so dass das Haar schneller wieder gewaschen werden muss. Im Shampoo ist Glycerin wegen seinen weichmachenden Eigenschaften.

Shampoos sind immer Konzentrate, die zu verdünnen sind. Das macht sie weitaus ergiebiger und haarschonender. Ich empfehle, jedes Shampoo zu verdünnen. Das geht in einer Auftrageflasche, wie es sie im Friseurbedarf gibt, oder auch in einer leeren Shampooflasche (oder vom Agavendicksaft die..). Eine Menge, so groß wie ein Fünfmarkstück (für die Jüngeren: einen Tick größer als das 2€ Stück)in eine Auftrageflasche geben, mit Wasser auffüllen und Schütteln. Die (trockenen) Haaransätze mit der Wasser-Shampoo- Mischung befeuchten: die eine Hand führt die Auftrageflasche während die andere Hand mit kreisenden Bewegungen Schaum erzeugt. So kann man den Kopf waschen und sogar dabei herumlaufen, es läuft (meistens) nichts und spart Wasser. Danach natürlich wie üblich ausspülen.

Spülung - ja oder nein?

Da in den Spülungen der Naturkosmetik Glycerin enthalten ist (in den konventionellen Produkten Silikone und Synthetik) und die Eigenschaft des Schmutz- und Fettanziehens mitbringt, empfehle ich keine Spülung. Für gewöhnlich ist diese bei einem milden Bio-Produkt auch nicht nötig. Längere Haare können ersatzweise mit einer Apfelessig-Wasser Mischung (ca.1EL Essig auf 1/2 Liter Wasser) gespült werden. Der Essiggeruch verschwindet, wenn das Haar trocken ist.

Das Haar hat eine empfindliche Schuppenschicht, deshalb nie die Haare mit dem Handtuch trockenrubbeln. Stattdessen kurze Haar trocken drücken und bei Langhaarigen empfiehlt sich, das Handtuch als Turban zu wickeln und es eine Weile einfach so trocknen lassen. Bei warmem Wetter in der Sonne trocknen.

 

Wenn das Haar unbedingt im nassen Zustand entwirrt werden soll, eignet sich dafür am besten die große Holzbürste mit Holzborsten.